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Freitag, 09. März 2012
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Lebensversicherungen Wie Lebensversicherer ihre Leistungen frisieren

07.03.2012 ·  Im Kündigungsfall behandeln die Anbieter ihre Kunden unterschiedlich. Einige Versicherer zahlen großzügigere Rückkaufswerte, andere belohnen nur den, der bis zum Ende durchhält.

Von Philipp Krohn
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© mauritius images / imagebroker „Wenn man eine Police abgeschlossen hat, ist es immer am besten, sie durchzuhalten“, sagt Versicherungsexperte Theodor Pischke von „Finanztest“.

Wer einen Lebens- oder Rentenversicherungsvertrag abschließt, ist gut beraten, auf die Ablaufleistung zu achten. Tatsächliche Werte aus der Vergangenheit und Prognosewerte auf der Basis heutiger Überschüsse sind aufschlussreich für die Auswahl. In Produktratings von „Finanztest“ oder Analysehäusern werden diese Leistungen oft genau unter die Lupe genommen.

Was weniger begutachtet wird, ist die Entwicklung des Vertrags bis zur Fälligkeit. Dabei ist es keineswegs so, dass alle Gesellschaften ihre Kunden gleich behandeln. Die Rückkaufswerte variieren erheblich, schon allein weil die Unternehmen unterschiedliche Abschlusskosten haben, aber auch wegen unterschiedlicher Philosophien. Einige belohnen deutlich stärker als andere ihre Kunden, die bis zum Ende der Laufzeit durchhalten - das geht auf Kosten derer, die früher abbrechen. Für jedes Vorgehen lässt der Gesetzgeber ausreichend Spielraum, so dass sich der Markt stark differenziert hat.

Debeka mit höchster Ablaufleistung

„Unser Rat an Vermittler ist deshalb, dieses Thema offensiv anzusprechen“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer des Analysehauses Franke & Bornberg. Für diese Zeitung hat er eine Untersuchung darüber erstellt, wie die größten und besonders auffällige Versicherer vorgehen. Dafür hat er für die typische private Rentenpolice der Anbieter den Tarifverlauf bei 35 Jahren Laufzeit ermittelt. Eingezahlt wurden 1200 Euro jährlich - insgesamt also 42.000 Euro. „Für Kunden, die sicher sind, dass sie lange durchhalten, sind niedrige Rückkaufswerte und hohe Schlussüberschüsse attraktiver“, sagt er.

Von den sechs Größten kommt die Debeka mit 92.542 Euro auf die höchste Ablaufleistung. Kündigte der Kunde allerdings ein Jahr vor der Fälligkeit, sähe das Ergebnis anders aus: Die Aachen Münchener, die den gleichmäßigsten Tarifverlauf aufweist, gewährte ihm 94 Prozent der Ablaufleistung (83.722 Euro), die Generali 93 Prozent (73.669 Euro), die damit trotz des höheren Prozentwertes noch eine geringere Auszahlung als die Allianz mit 92 Prozent (77.361 Euro) leistete. Zurich (85 Prozent) und R+V (81 Prozent) lägen zwar mit ihren Prozentwerten vor der Debeka (72 Prozent), nicht aber mit der Auszahlung (68074 Euro).

Der „Break Even“

Ähnlich stark diskriminiert die Gothaer zugunsten ihrer treuen Kunden. Mit ihrer Ablaufleistung liegt sie nahezu gleichauf mit der Aachen Münchener. Ließe sich der Kunde aber nach 29 Jahren seine Police auszahlen, erhielte er aus der Aachener Police 10.526 Euro mehr ausgezahlt. Anders als andere beteiligt die Gothaer Kunden nicht anteilsmäßig an der Schlussüberschussbeteiligung, sondern gewährt diese nur, wenn die Police regulär zu Ende geführt wird. Am sichtbarsten werden die Unterschiede bei einer Police ohne Beitragsrückgewähr der Europa. Mit einer Ablaufleistung von 110.140 Euro liegt sie an der Spitze aller Unternehmen. Allerdings muss der Kunde auch 33 Jahre lang einzahlen, um mehr aus dem Vertrag herauszuholen, als er eingezahlt hat („Break Even“).

© F.A.Z. Private Rentenversicherungen

Dagegen erreicht die Europa mit einem Tarif, der einen Todesfallschutz beinhaltet (wie die anderen hier untersuchten), diese Schwelle schon nach sieben Jahren. Das liegt an den geringen Abschlusskosten des Direktversicherers. Schneller ist die Schwelle nur bei der Hannoverschen Leben erreicht. Für die untersuchten 42 Gesellschaften errechnete Franke & Bornberg einen Durchschnittswert von 14,5 Jahren. Der späteste Break Even ist nach 20 Jahren Laufzeit erreicht.

Kuriose Rückkaufwerte

Wer jährlich die Standmitteilungen seines Versicherers betrachtet, wird vielleicht auf ein Kuriosum gestoßen sein: Manchmal bleibt der Rückkaufswert gegenüber dem Vorjahr konstant oder sinkt sogar. Früher durften die Rückkaufswerte der Police nie höher sein als die Todesfallleistung. Der Gedanke dahinter: Ein Kunde mit hoher Sterbewahrscheinlichkeit könnte seine Police ansonsten frühzeitig kündigen und mehr ausgezahlt bekommen, als seine Hinterbliebenen im Todesfall bekämen. Die Todesfallleistung deckelt also den Rückkaufswert. Als Ausgleich dafür wurden Beiträge für eine beitragsfreie Rente zurückgelegt. Um diese garantieren zu können, benötigten die Gesellschaften aber ein Mindestkapital, was den Rückkaufswert im Vergleich zum Vorjahr verminderte. Als diese Pflicht aufgehoben wurde, haben einige Versicherer daran festgehalten, andere nicht.

All diese Tarifverläufe sind zulässig. Sie spiegeln die unterschiedlichen Auffassungen der Versicherer. Einige argumentieren, dass nur ein fester Einzahlungsplan eine erfolgreiche Altersvorsorge ermöglicht, andere sind bei frühzeitigem Storno großzügiger. „Makler dürfen die Augen vor den hohen Stornoquoten nicht verschließen, denn sie sind Realität“, sagt Michael Franke. Insofern kann eine frühzeitige Aufklärung darüber, was hinter den Ablaufleistungen verborgen ist, für den Kunden nützlich sein.

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